#Kopfkirmes

– Das Leben mit der Kopfkirmes –

Die Sache mit dem eigenen Anspruch

„Einfach machen!“
Zwei Worte, ein Satz, der so einfach über die Lippen geht. Aber dessen Umsetzung für mich mehr als nur schwierig ist. In manchen Belangen -gefühlt- fast „unschaffbar“. Eine Sache des eigenen Anspruches…

„Bevor Du es nicht zu 100% machst, brauchst Du es gar nicht erst zu versuchen!“ – Auch ein beliebter Satz, den sich mein Hirn oft zusammenspinnt. Und mich damit nicht selten zur Verzweifelung treibt. Da wird oftmals tagelang (!) über irgendwelche Aufgaben nachgedacht und versucht „Lösungen“ zu finden, diese Aufgaben so gut wie möglich zu bestehen. Man will ja keine Fehler machen. Man will ja nicht missverständlich rüberkommen. Man will ja nicht seine Schwächen zeigen.

Dass dabei viele der Aufgaben auf der Strecke bleiben, das muss ich wohl nicht extra erwähnen. Irgendwann ist die „Lösungssuche“ zu zerdacht, dass ich es einfach komplett hinschmeiße und es sein lasse. Dass ich mir damit nicht schon selten mehr Steine in den Weg gepackt habe als nötig… Brauche ich wohl nicht zu erwähnen. ?

Ich habe in den letzten Wochen genau dieses Thema in der Therapie angesprochen, diesen „Hemmschuh“ in meinem Kopf Dinge einfach zu machen bzw. die große Angst dem Anspruch nicht gerecht zu werden. Zwar bin ich nicht in einer [tooltip style=“tipsy“ position=“north“ title=“LINK“ content=“Wikipedia Artikel“]tiefenpsychologischer Therapie[/tooltip], trotzdem hat da einiges „Klick“ gemacht. Ich bin wohl tatsächlich in einem „Spannungsfeld“ zwischen hohem Anpruchsdenken & [tooltip style=“tipsy“ position=“north“ title=“LINK“ content=“Wikipedia Artikel“]„Laissez-fairen“[/tooltip] Erziehungsstil aufgewachsen. Rückwirkend gesehen hat mir diese Mischung nicht besonders gut getan, aber gerade das sehr hohe Anspruchsdenken des einen Elternteil hat dazu geführt, dass ich heute meine Erwartungen viel zu hoch ansetze und ich mir selbst durch meine (überhöhten) Ansprüche & Ängste im Weg stehe.

Und das bezieht sich inzwischen nicht nur auf die großen Aufgaben wie z.B. Bewerbungsgespräche oder „Lebenswichtige Entscheidungen“, sondern auch Alltäglichkeiten wie z.B. ein Telefonat oder mal eine Mail schreiben. Von persönlichen Dingen wie z.B. Sport machen oder wieder ein Hobby aufnehmen ganz zu schweigen. ?

Tatsächlich sind Ängste da, etwas falsch zu machen oder eine etwaige negative Beurteilung vom Gegenüber zu bekommen. Wobei das in der Tat in den meisten Fällen völliger Quatsch ist. Und selbst wenn mich mal ein (fremder) Mensch beurteilt, dann ist das halt so und wird mir keinen Zacken aus der Krone brechen. Leider muss mir aber genau das erst einmal in den Kopf gehen. Laut meines Therapeuten, ist es eine Sache des „einfach mal machen“. Erfahrungen machen und (festgefahrenen) Denkmuster im Hirn „umpolen“. Denn das merke ich mal wieder, in knapp 40 Lebensjahren verknüpft das Hirn scheinbar ein paar Synapsen nicht wirklich so wie es sein soll und fühlt sich eine verdammt lange Zeit damit sehr, sehr wohl.

Leider ist das Vorhaben „es einfach mal zu machen“ nicht so einfach und kostet, wenn man sich denn dann mal überwunden hat, verdammt viel Kraft. Ich glaube, viele Menschen außerhalb der Bubble der „psychischen Erkrankungen“ können sich das gar nicht genau vorstellen oder nachvollziehen. Soll auch gar kein Vorwurf sein… Ich würde mir auch wünschen, ehrlich gesagt, dass mich solch Alltäglichkeiten nicht so anstrengen würden. Als Beispiel:

Ich bin jetzt seit über einem Jahr bei meinem Therapeuten in Behandlung. Und trotzdem bin ich eigentlich vor jedem Termin angespannt, schlafe schon zwei Tage vorher sehr schlecht, was dann natürlich den gesamten Rhythmus am Tage durcheinanderbringt und mich noch müder macht. Aber am schlimmsten finde ich diese ewige Grübelei… „Was soll ich diesmal sagen?!“, „Wird der Therapeut in irgendeiner Fom über mich urteilen?!“, „Ich komme doch gar nicht schnell gut voran und halte den Therapeuten mit meinen Kleinigkeiten nur auf?!“ ect pp…
Und dieses „Gedankenkarussell“ raub dermaßen Kraft… Inzwischen bin ich dazu übergegangen, nach dem Termin beim Therapeuten definitiv nichts mehr einzuplanen da ich anschließend einfach nur noch fertig bin und nicht selten erste mal 2-3 Stündchen schlafen „muss“.

Und genauso geht es mir auch bei vielen anderen Dinge. Auch alltäglichen Dingen. Ich mache mir schier unendlich Gedanken über „ungelegte“ Eier, setze mich damit selbst unter eine Art „Leistungsdruck“ und verwerfe das Vorhaben oftmals dann einfach, weil ich mich von meinem Kopf hab „ausknocken“ lassen. Und jetzt stellt Euch das Ganze mal im Berufsleben oder bei wichtigen Aufgaben vor. Was ein Spaß… Nicht!

Und tatsächlich scheint das der größte Part bei der Verhaltenstherapie zu sein… Das Umsetzen (und „einfach mal machen“!). Denn das Verständnis dafür ich da, es geht in meinen Kopf rein, dass ich etwas ändern muss und vielleicht „einfach“ mal nicht so viel nachdenken sollte. Leider knotet sich da mein Hirn noch oftmals selbst ein. Aber… Es wir in der Tat besser und ich habe „2020“ schon ein paar kleine Schritte geschafft und versuche langsam aber stetig meine lang antrainierten Verhaltensmuster zu ändern. Dinge einfach mal passieren zu lassen, ohne „lästige“ Gedankenspiele ran zu gehen und „einfach“ mal zu schauen, was draus wird.

Und tatsächlich hat der Therapeut da vollkommen recht… In den meisten Fällen dreht sich die Welt weiter und ich mache sogar durchaus positive Erfahrungen.

Es ist kein einfacher Weg bis dort hin… Das Hirn leistet da volle Arbeit, mir immer wieder zu zeigen was für ein „Stolperstein“ es doch sein kann… Doch ich versuche irgendwie dagegen zu halten… ?

Und dann werden aus unmöglichen Dingen wahrscheinlich irgendwann auch mal mögliche… ?

P.S.: Und es ist tatsächlich bei jedem Blogbeitrag nichts anderes. Keine Ahnung wie oft ich jetzt hier hab angefangen zu schreiben… Aber jetzt habe ich es durchgezogen und ihn fertig- & auch online gestellt…

Bild von Kathleen Bergmann auf Pixabay

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