#Kopfkirmes

– Das Leben mit der Kopfkirmes –

Tausend Eindrücke und nur ein Gehirn!

Das Kind, welches im Zoo keine 10 Sekunden an einem Gehege stehen bleiben & sich die Tiere anschauen kann, sondern von einer Ecke zur anderen hüpft. Das Kind, was im Supermarkt vor lauter bunten Bildchen, der Lautstärke und den vielen Menschen förmlich erschlagen ist. Oder aber das Kind, welches sich – vermeidlich – nicht auf eine Aufgabe konzentrieren kann (Der „Klassiker“: Die Hausaufgaben!), sondern gedanklich schon bei den Unternehmungen danach, am nächsten Tag oder in den nächsten Ferien ist…

Vieles davon fällt mir jetzt erst, mit 40+ und einer gesicherten AD(H)S Diagnose auf.

Und ich merke, wie ich doch vieles davon aus der Kindheit „mitgenommen“ habe, aber mit den Jahren tatsächlich mehr oder minder funktionierende Strategien entwickelt habe, mit diesen ungefilterten Eindrücken über den Tag hinweg umzugehen. Leider zeigt (zeigte?!) sich das bei mir oftmals in Frust, Impulsivität und einer nicht „normalen“ Angespanntheit/Reizbarkeit. HB-Männchen… Decke… Und so… ;)

Tatsächlich habe ich es erst gerade wieder erlebt… Einkauf auf einem Samstagvormittag! 😱
Ich war schon auf dem Weg zum Supermarkt völlig durcheinander, weicht doch ein Einkauf auf einem Samstag völlig von meinem üblichen Routinen ab (Einkaufstage sind Dienstag und Donnerstag! 😅), auch weil ich in den letzten zwei Wochen Ausnahmsweise ein Auto zur Verfügung habe… Und als ich dann den vollen Parkplatz gesehen habe, hat mein Hirn Instant auf „Aufnahme“ gedrückt. Bloß keinen noch so kleinen Eindruck verpassen… 😂

Der Pudel-Was-auch-immer-Mix am Eingang kläfft auch ohne Menschen in der Nähe… Also einen großen Bogen am Eingang machen! Bloß den Köter nicht zu nah & zu laut werden lassen! Oha, der Hähnchenwagen steht auch wieder beim Eingang… Stinkt der ganzen Laden also wieder nach Brathähnchen! Vorher also nochmals tief Luft holen! Na toll… Die Schlange beim Bäcker zeiht sich auch wieder bis zur Automatiktür, die alten Menschen stehen mit ihren Rollatoren also mal wieder quer im Weg und ich „muss“ viel zu nah am Kassenbereich mit den lauthals piependen Kassen vorbei! Oh Nein… Die Muttis und Vattis mit ihren (kleinen & lauten) Kindern sind Samstagsvormittag auch wieder in der Überzahl und ich hör schon das erste Kind vom Eingang aus an der Fleischtheke plärren! Ohropax oder Kopf abreißen?! Oh ne… Jetzt werden da heute auch noch die Regale wieder aufgefüllt… Gerade natürlich dann, wenn ich einkaufen bin! Kann ich mich wieder um zig Kartons und Kisten manövrieren und die Sachen, die ich brauche, dazwischen suchen!

Und das war nur ein kleiner Teil von den Eindrücken, die mein Hirn fast ungefiltert während einem „kleinen“ Einkauf so aufnimmt. Komischerweise gelingt es mir/meinem Hirn, bei so einem stressigen Einkauf, irgendwie alle Menschen im Supermarkt (Sogar die lauten Kinder, sofern sie mir nicht über die Füße stolpern) fast gänzlich „auszublenden“. Nur wenn sie mir quasi in den Einkaufswagen rennen oder mal wieder die gesamte Kühltruhe blockieren, sind sie wirklich „präsent“. Ansonsten rieche und höre ich zwar alles, aber die Augen können sich tatsächlich auf den Einkaufszettel und die Sachen, die ich brauche, konzentrieren. Und trotzdem… Am Ende eines etwas halbstündigen EInkauf, kann man mich echt in die Ecke stellen…

„Früher“ habe ich Menschen, die im Supermarkt mit dicken Kopfhörern rumgerannt sind, immer ein bisschen belächelt. Zwar war & bin ich schon mein gesamtes Leben auch von dem Krach & Lärm in Supermärkten „angenervt“, aber konnte da wohl nie wirklich einen Zusammenhang zwischen Lärm/der Belastung eben daraus und der folgenden oft schlechten Laune ziehe. Und so habe ich bei vielen Menschen mit den großen Kopfhörer, häufig wohl geglaubt, sie „übertreiben“. Nein, tun sie definitiv nicht. Das ist mir jetzt klar, ich hab da einiges „missverstanden“ in der Vergangenheit, bzw. wollte ich mich wohl nicht wirklich damit beschäftigen (Weils wohl irgendwo „erlernt“ gewesen ist, dass es „unhöflich“ ist sich hinter Kopfhörern/Kapuzen/Sonnenbrillen(Oder sonst was zu „verstecken“. Nein… Ist es nicht, es ist für sicherlich nicht wenige Menschen eine Art Schutzschild. Spoiler: Heute müssten auch meine ersten Kopfhörer mit „Noise Cancelling“ kommen. Ich möchte/muss das unbedingt auch mal ausprobieren ob mir so etwas hilft… ;)

Und so eine „Überforderung“ des eigenen Hirns, zieht sich halt durch den gesamten Tag. Ich hab in den letzten Wochen mal etwas genauer hingeschaut, sei es ÖPNV, sei es die Einkaufsstraße, der Wochenmarkt, ein volles Cafe, irgendeine Veranstaltung mit wenig Platz aber vielen Menschen oder auch schon allein der „Lärm“ vom Rasenmäher im Nachbargarten oder die spielenden Kindern draußen in den Gärten (Oh was „hasse“ ich deswegen den Frühling/Sommer! 😅)… Alles (oder zumindest sehr viel) rattert ungebremst und ungefiltert auf mein Hirn ein und macht den „Speicher“ dermaßen schnell voll, das ich gar nicht mehr mit der Verarbeitung hinterher komme. Und dann natürlich gerne „flüchten“ möchte (Auch sehr interessant, was sich da aus der Vergangenheit für Situationen auftun in denen ich tatsächlich auch „geflüchtet“ bin oder den Raum einfach verlassen musste) oder nicht selten eben auch sehr „grantig“ werden kann, weil ich offenbar einfach völlig überfordert bin… 😵

Es ist auf jeden Fall irgendwie spannend zu sehen, was da gerade so passiert bzw. wie sich die Sichtweise bei mir selbst auf gewissen Dinge verschiebt, aber eben auch unglaublich anstrengend, wahrscheinlich weil ich gerade voll dabei bin, eben gänzlich anders mit solchen Situationen wie eben lauter Supermarkt, vielen Menschen und ähnlichem umzugehen als „früher“ mal. Ich breche quasi meine alten (nicht so positiven) Verhaltensmuster auf und erlerne neue/andere Möglichkeiten mit diesen „1000 Eindrücken am Tag“ umzugehen. Vielleicht – das hoffe ich sehr – gelingt es mir irgendwann, die Eindrücke zu kanalisieren und sie vielleicht auch irgendwann mal für mich „zu nutzen“. Denn auch das ist mir aufgefallen, ich beobachte schon sehr gern und nehme auch gewisse Eindrücke sehr gerne auf. Kann aber irgendwie damit dann doch nichts „anfangen“… 🤔

Mal gucken, wohin mich da der Weg noch führt. Die nächste „spannende“ Herausforderung wird mich bereit am Montag kommender Woche erwarten. Da darf ich jemanden zur „Rushhour“ an einem der größten & vollsten deutschen Flughäfen abholen. Ich hoffe, bis dahin habe ich mich in die Noise Cancelling Kopfhörer eingearbeitet… 😅🎧

Am Ende des Tages reicht mein eines Hirn wohl nicht wirklich aus und ich bräuchte wohl noch zwei Ersatzhirne! 😂

Artikelbild von Mike Renpening auf Pixabay

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