Nein… Nicht die allgegenwärtige „Mund-Nase-Maske“. ?
Ich möchte hier tatsächlich über die ganz eigene Maske, die viele von uns jeden Tag tragen, sprechen.

„Ach… Mit Depressionen hätte ich bei Dir gar nicht gerechnet. Du bist immer so eloquent!“
„Man erkennt bei Dir gar keine Emotionen im Gesicht! Ist Dir denn alles egal?!“
„Du kannst doch lachen wenn Du mit Freunden zusammen bist! Warum nicht sonst auch?!

Sätze, die ich so oder so ähnlich immer wieder höre. Und tatsächlich stimmen sie sogar. Ich kann inzwischen meine „Maske“ nach Belieben auf- und wieder absetzen. Jahrelanges „Training“ durch die Depressionen. ?Das ich diese „Maske“ relativ lange Zeit durchaus bewusst eingesetzt habe, um meine wahren Gefühle nicht zu zeigen, umso mehr kotzt mich diese „Maske“ in letzter Zeit mehr & mehr an. Und es strengt auch ungemein an…

Vielleicht mag jetzt der ein oder andere denken, dass es von Vorteil sei seine Gefühle hinter einer Maske zu verstecken. Ich kann dem sogar in Teilen zustimmen. In gewissen Situationen, wie zum Beispiel in einem Job, kann es sicherlich von Vorteil sein, „nichts“ an sich ran zu lassen. Aber im „Leben“ (gerade mit einer Depression) ist das weniger von Vorteil. Ganz im Gegenteil… Inzwischen empfinde ich das sogar als Belastung. Ich möchte nicht mehr „lügen“ müssen. Ich möchte endlich mal ich selbst sein. Mit allen Höhen & Tiefen. Und vor allem auch mit meiner „Erkrankung“ als solches.

Sicherlich habe ich diese Maske auch zum Teil als „Eigenschutz“ genutzt. Andere Menschen an mich heran lassen, ihnen trauen… Das ist bei mir (noch immer/wieder?!) keine leichte Übung. Daher war ich wohl auch lange froh über eine solche Maske. Aber wie bereits geschrieben, inzwischen ist mehr eine Be- als eine Entlastung geworden. Hat sicherlich viel damit zu tun, dass ich inzwischen mein „Ich“ wesentlich besser selbst akzeptieren und in gewissen Maße auch damit umgehen kann (Auch wenn ich noch nicht wirklich da bin, wo ich hin möchte).

Ich habe festgestellt, dass es durchaus gewisse Verhaltensmuster sind, die mich dazu gebracht haben eine Art von Maske aufzusetzen. „Gelernt“ habe ich da wohl viel von meiner Mutter. Sie hat in einem Beruf gearbeitet, in dem man es tagtäglich mit Menschen zu tun hatte, eine gewisse Freundlichkeit vorausgesetzt war und in dem man sich keine „Launen“ leisten konnte. Natürlich hatte meine Mutter auch mal schlechte Tage. Und trotzdem konnte sie -scheinbar- für die Arbeit einen „Schalter umlegen“ und das freundliche & eloquente Gegenüber sein. Als ich jünger war, habe ich sie dafür bewundert und habe mir dadurch wohl einen gewissen Teil abgeschaut. Natürlich trägt auch meine NPS damit bei, mich -für mich selbst- „steuerbar“ zu machen und die Maske beliebig auf- & abzusetzen.

ne lange Zeit habe ich mich damit wohl gefühl, häufig habe ich auch gedacht, dass es sogar (im Berufsleben/Umgang mit fremden Menschen) so sein muss. Irgendwann habe ich aber gespürt, dass dem eben nicht so ist. Ganz im Gegenteil… Je älter ich wurde, desto häufiger habe ich bemerkt, dass auch meine Maske nicht perfekt ist und viele meiner Gegenüber es schnell bemerkt haben, wenn ich ihnen etwas „vorgemacht“ habe. Lange Zeit kam dann die „typische“ Ausflucht dass dem doch nicht so sei und man sich keine Gedanken machen solle.

Tatsächlich bin ich aber damit in den letzten Jahren mehr & mehr „auf die Nase gefallen“. Ganz erschreckend wurde es vor noch gar nicht so einer lange Zeit bei einem Arbeitgeber (Der zugleich auch Geschäftsführer war), der das unglaubliche Talent hatte sehr häufig hinter diese Maske/Fassade zu schauen. Zuerst habe ich mich übelst „ertappt“ gefühlt, dann bin ich relativ schnell in „Abwehrhaltung“ gegangen und habe mich letztendlich mit ihm in die Haare bekommen (Und dadurch auch den Job verloren). Inzwischen sehe ich aber, dass er es damals gar nicht böse gemeint hat (So kam es nur bei mir im Kopf an) und eigentlich alles dafür getan hat, es eben nicht so „eskalieren“ zu lassen.

Und dieser Job bzw. die Umstände mit dem damaligen Geschäftsführer haben mir gezeigt, wie wichtig es doch ist, ich selbst zu sein. Ganz ohne Maske und irgendwelchen vermeintlich freundlichen Phrasen.

Leider ist diese Erkenntnis nur der erste Schritt. Die Umsetzung fällt mir noch immer sehr schwer. Tatsächlich hatte ich vor einigen Tagen einen wichtigen Termin in dem es durchaus um mich & meine Erkrankungen ging. Bei diesem Termin fiel es mir unglaublich schwer, ich selbst zu sein, mir meine Schwächen zuzugestehen und nicht wieder „einfach nur freundlich“ zu sein. (Fremde) Menschen an mich heran zu lassen, ihnen -ganz sachlich und durchaus neutral- meine Situation schildern, ihnen nicht einen eloquenten Mann „vorzuspielen“ sondern durchaus zuzugeben das man in bestimmten Situationen mehr als nur unsicher ist… Uff… Das ist tatsächlich ein verdammt hartes Stück Arbeit. (Alte) Verhaltensmuster aufbrechen und durch neue (positive) Muster ersetzen. Ich glaube, dass ist meine Agenda für 2020.

Auch wenn es (noch) verdammt viel Kraft & Überwindung kostet. Auch hier gilt für mich folgende Devise: „Lieber kleine Schritte, als gar keine!“

Ich bin gespannt auf dieser Art von Arbeit, zugegeben, es macht mir auch ein wenig (mehr) Angst. Wo man sich doch so lange Zeit mit diesen Verhaltensmustern & der Maske „arrangiert“ wenn nicht sogar „wohl gefühlt“ hat. Da kann man wohl nicht „mal eben“ mit einem Fingerschnips solche Muster abstellen… ?

Auch hier nochmals als kleiner „Reminder“:
Genau das ist es, was viele psychische Erkrankungen so anstrengend macht. Verhaltensmuster erkennen und verändern. Das ist ein täglicher Kampf mit sich selbst, den Emotionen und in ganz vielen Fällen auch mit der eigenen Angst. In dieser Hinsicht kann das Seelenleben schon eine verdammte Zicke sein. Muster, die man irgendwann mal erlernt hat, lassen sich eben leider nicht von jetzt auf gleich verändert. Das ist in den meisten Fällen ein langwieriger Prozess. Vergesst das bitte niemals im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen. Was man in solchen Phasen braucht, ist ein wenig Verständnis, Zuspruch und vielleicht auch ein wenig Unterstützung. Was uns Betroffenen nicht hilft, ist Drängen, Unverständnis oder gar Kritik an der Erkrankung. Dies bestätigt jemanden mit einer psychischen Erkrankung oftmals in den alten Verhaltensmuster und machte eine Veränderung nur unnötig schwer. ?

Artikelbild von Gerhard G. auf Pixabay

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