Tag 1 der medikamentösen Behandlung meines (wahrscheinlichen) ADS.
Eine ziemlich lange „Odyssee“ findet sein -vorläufiges- Ende (Oder eben auch Anfang).

Ich habe ja nicht erst seit „gestern“ über den Verdacht eines ADS bei mir nachgedacht. Allerdings wurde es erst Ende 2019/Anfang 2020 in der ambulanten Therapie wirklich „konkret“. Der damalige Therapeut äußerte seinen Verdacht, machte mit mir ein paar „Kurztests“ und riet mir danach definitiv zu einer Abklärung/Diagnostik in einer Fachklinik.

Nachdem ich mich dann Anfang 2020 um einen Termin in der EOS Klinik in Münster bemüht habe, lag der konkrete Termin (wahrscheinlich auch wegen Corona) lange auf Eis. Letzte Woche war es dann endlich so weit. Gute 6h (den gesamten Vormittag) Diagnostik mit einer Menge Fragebögen, Gesprächen aber auch ein paar kleinen „Aufmerksamkeitstests“ am Computer. Mit dem Ergebnis, dass bei mir sehr wahrscheinlich eine Form von eines ADS vorliegt. Dazu die Empfehlung auf eine medikamentöse Therapie. BUMM… Das hat gesessen (Und sitzt irgendwie immer noch).

Hätte man mir vor ein paar Jahren gesagt, dass auch Erwachsene -so enorm- von einem ADS betroffen sein können, ich hätte wahrscheinlich schnell abgewunken und nicht viel drauf gegeben. Aber seit Anfang letzten Jahres sehe ich das tatsächlich ganz anders. Viele „Symptome“ der NPS „überschneiden“ sich eben auch mit welchen eines ADS. Bzw. haben es selbst „Fachleute“ teilweise schwer, da eine genaue Abgrenzung zu finden. Wenn ich allerdings mal so zurückschaue, zeigen sich -auffällig viele- Verhaltensmuster bei mir (Gegenwärtig wie auch in der Vergangenheit), die sich mit den Symptomen eines ADS zumindest besser erklären lassen als mit Symptomen einer NPS. Tatsächlich wurde mir in Münster auch gesagt, dass es gar nicht so einfach ist (Für Behandler aber auch für die Betroffenen) da eine klare Linie zu ziehen. Zugegeben, dass hat mir ziemlich viel „Druck“ genommen.

Eine NPS ist (leider) noch immer sehr „stigmatisiert“ und macht es auch für den Betroffenen (einer solcher Diagnose) nicht leicht, damit im Alltag umzugehen. Nebst vielen Zweifeln (die auch bei mir da waren), ist da eben auch die enorme „Vorsicht“ ggü. anderen Menschen. Man möchte ja niemanden (bewusst) verletzen. Natürlich ist auch die Diagnose auf ein ADS keine „Entschuldigung“ für sein Verhalten. Es gründet aber auch einer etwas anderen „Mechanik“. Eben das im Gehirnstoffwechsel tatsächlich etwas „falsch läuft“. Und man dies auch mit einer vernünftigen Medikation -einigermaßen- in den Griff bekommen kann. Wo es ja bei einer NPS eher ein sehr langer & steiniger Weg der „Verhaltensänderung“ ist.

Daher bin ich auch jetzt mal echt gespannt, wie & ob das Medikinet Adult bei mir „anschlägt“. Es ist, wie mir auch meine Psychologin nochmals bestätigt hat, ein ziemlich „Knaller-Medikament“, welches -von der reinen Stoffgruppe- tatsächlich unter das BTM und auch nicht wie Smarties geschluckt werden sollte.

Wie alle Methylphenidat-haltigen Medikamente unterliegen die Präparate der Medikinet-Gruppe dem Betäubungsmittelgesetz.

HTTPS://WWW.ADHSPEDIA.DE/WIKI/MEDIKINET

Daher gabs auch von der Klinik einen ziemlich strikten „Medikamentenplan“ mit einer Erhöhung der Dosierung alle 2-3 Tage. Heute bin ich erstmal mit 10mg am Morgen eingestiegen, werde das mal die nächsten zwei Tage beobachten (Ob & wie das „Zeug“ bei mir „rein haut“) und dann Freitag oder Samstag auf die nächste Dosierung (10mg Morgens, 10mg Mittags) wechseln. Und dann mal schauen, wann sich eine optimale Dosierung „eingependelt“ hat.

Für mich ist eine (langfristige) medikamentöse Behandlung immer noch etwas, was ich nicht unbedingt „bevorzuge“. Sowohl bei Antidepressiva als eben auch bei zielgerechten Wirkstoffen für einen ausgeglichenen „Gehirnstoffwechsel“. Aber… Ich habe ja offenbar viele Jahre unter meinen (falschen) Verhaltensweisen gelitten bzw. (falsch) gelernt damit „irgendwie“ durch den Alltag zu kommen. Wenn mir jetzt eine Medikation -wenigsten teilweise- helfen könnte, es wieder in die „richtigen Bahnen“ zu lenken, dann wäre ich ja blöd es nicht zumindest auszuprobieren. Allerdings hat auch die Diagnose eines ADS schon „viel“ verändert. Auf der Ebene des eigenen „Bewusstsein“ und der „Beobachtung“ eigener Verhaltensweise. Da ist mit tatsächlich (wie vielen Betroffenen) ein ziemlich Stein von den Schultern gefallen bzw. hat mir ziemlich die Augen geöffnet.

Das ist durchaus ein „Geschenk“, welches ich -nach einer Woche- jetzt auch langsam annehmen und mit der Medikation (hoffentlich) ein bisschen unterstützen kann. Insofern beginnt mein Jahr 2021 -in Sachen „Krankengeschichte“- erst einmal richtig gut und fühlt sich vor allem seit langer Zeit mal wieder nach „Bewegung“ an… ?

Ich bin gespannt wie es weiter geht und werde Euch hier auf dem Laufenden halten…

Artikelbild von Gundula Vogel auf Pixabay

One thought to “Dem Chaos im Kopf & der Anspannung den Kampf ansagen”

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